Hoher Besuch in Eppertshausen
Kirchenpräsident aus Südafrika zu Gast in der Friedensgemeinde / Spendenübergabe an südafrikanische Partnergemeinde
Ein feierlicher Moment: Der Kirchenvorstand überreicht den symbolischen Scheck an Kirchenpräsident Lizwi Mtumtum (2.v.re.). im Beisein von Pfarrerin Margit Binz (re.) Uwe Müller (3.v.li.), Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses im Dekanat Vorderer Odenwald, hatte die Spendenverwendung angeregt und begleitet die Partnerschaft mit der Moravian Church.
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Ein feierlicher Moment: Der Kirchenvorstand überreicht den symbolischen Scheck an Kirchenpräsident Lizwi Mtumtum (2.v.re.). im Beisein von Pfarrerin Margit Binz (re.) Uwe Müller (3.v.li.), Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses im Dekanat Vorderer Odenwald, hatte die Spendenverwendung angeregt und begleitet die Partnerschaft mit der Moravian Church.
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Kirchenpräsident Lizwi Mtumtum zieht Parallelen zu kirchlichen Entwicklungen in Deutschland. Pfarrerin Margit Binz, zuständig für Ökumene und interreligiösen Dialog im Dekanat Vorderer Odenwald, dolmetscht seine Ausführungen.
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Präsident Mtumtums Aufenthalt in Eppertshausen hatte sich im Anschluss an die internationale Partnerschaftskonsultation der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Hochtaunuskreis ergeben, wo Mitglieder aus allen Partnerkirchen und den Partnerschaftsausschüssen teilnahmen.
Spende für Kindergärten
Für die Friedensgemeinde war der Besuch eine besondere Gelegenheit, die Verbindung zu ihrer Partnergemeinde in Südafrika nahe Kapstadt weiter zu stärken. Die Friedensgemeinde hatte den kompletten Reinerlös ihres Gemeindefests im Mai für die Kindergärten der Moravian Church im District 3 – Cape Town South gesammelt. Nun konnte dieser Betrag offiziell übergeben werden. Ein Dankeschön geht auch an alle Eppertshäuser, die dies mit ihrem Besuch beim Fest möglich gemacht hatten.
Uwe Müller, Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses des Dekanats Vorderer Odenwald, und der Kirchenvorstand überreichten feierlich einen symbolischen Scheck von etwas über 600 Euro an Kirchenpräsident Mtumtum, der diesen stellvertretend entgegennahm und sich herzlich bedankte. Die Spende werde direkt den Kindern in den Kindergärten zugutekommen, sagte er und sah es als schönes Zeichen der Verbundenheit zwischen den Gemeinden, was die anwesenden Gemeindemitglieder mit Applaus würdigten.
Ein weiteres Zeichen der engen Partnerschaft war an diesem Sonntag das Kanzelparament: Anstelle des weißen Tuchs, das an diesem Sonntag im Kirchenjahr üblich gewesen wäre, war das Emblem der Moravian Church zu sehen – ein weißes Lamm mit Siegesfahne.
Ein Detail fiel dabei auf: Mtumtum nahm während des Gottesdienstes nicht in der ersten Reihe Platz, sondern in einer eher hinteren am Rand. Ob dies ein organisatorisches Versehen oder eine bewusste Entscheidung war, blieb offen. Doch es entspricht einem zentralen Prinzip der Moravian Church, weniger Wert auf äußere Wirkung zu legen und stattdessen Demut und authentisches Handeln in den Mittelpunkt zu stellen.
Spannende Einblicke
Pfarrerin Margit Binz, zuständig für Ökumene und interreligiösen Dialog im Dekanat Vorderer Odenwald, führte durch den Gottesdienst, bei dem auch Abendmahl gefeiert wurde. Sie dolmetschte auch das Grußwort von Kirchenpräsident Mtumtum. Dieser gab spannende Einblicke in die Strukturen und aktuellen Entwicklungen der Moravian Church in Südafrika, die 87 Gemeinden mit rund 98.000 Mitgliedern umfasst. Die Kirche ist in zwei große Regionen unterteilt: die westliche Region mit Schwerpunkt in der Provinz Westkap, einschließlich Kapstadt, und die östliche Region in der Provinz Ostkap.
Mtumtum stellte Parallelen zur Situation in Deutschland her. Auch in Südafrika gibt es weniger Geistliche, die immer mehr Gemeinden betreuen müssen, während gleichzeitig die Zahl der Gottesdienstbesucher zurückgeht. Gerade auch die Jugendarbeit sei eine Herausforderung, weshalb die Moravian Church in Südafrika verstärkt auf praktische Hilfsangebote für Jugendliche setze.
Klartext von der Kanzel
Pfarrerin Binz setzte in ihrer Predigt auch eine deutliche gesellschaftspolitische Botschaft. Sie kritisierte die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße und betonte die Bedeutung von Mitmenschlichkeit und Solidarität. Dabei verwies sie indirekt auf das Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand“ einer bundesweiten Kirchenkampagne zur Bundestagswahl am 23. Februar, die zur Wahlbeteiligung und zur Stärkung der Demokratie aufruft. Ein sichtbares Zeichen für diese Haltung hängt direkt vor der Friedensgemeinde: die EKHN-Flagge „Unser Kreuz hat alle Farben“ mit dem Schriftzug „Für Demokratie, Menschenwürde und eine offene Gesellschaft“.
Nach dem Gottesdienst nutzten viele Gemeindemitglieder die Gelegenheit, mit Kirchenpräsident Mtumtum ins Gespräch zu kommen und mehr über die Entwicklungen in der Moravian Church zu erfahren. Dieser blieb sogar zum anschließenden Kirchcafé. Den Gottesdienst in seiner Heimat beschrieb Mtumtum als „lively“, mit viel Musik, Bewegung und aktiver Beteiligung der Gemeinde. Uwe Müller hatte dies in Foto-Vorträgen in Eppertshausen schon mehrfach eindrucksvoll geschildert. Auch Tanz spielt demnach eine zentrale Rolle in den südafrikanischen Gottesdiensten und trägt zu einer lebendigen, mitreißenden Atmosphäre bei.
Interessiert erkundigte sich Mtumtum auch nach den Angeboten für junge Gemeindemitglieder in Eppertshausen. Er zeigte sich erfreut, als er hörte, dass trotz des Wegfalls des traditionellen Kindergottesdienstes Veranstaltungsformate mit Event-Charakter, wie die Kinderkirche, gut angenommen werden.
Eine Kirche, die verbindet: Von Europa bis Südafrika
Die Geschichte der Moravian Church hat eine besondere Bedeutung in der protestantischen Tradition. Ihre Wurzeln reichen bis in das 15. Jahrhundert zurück, als sie aus der böhmischen Reformation hervorging – noch vor der Reformation Martin Luthers. Während der Gegenreformation wurden viele ihrer Anhänger verfolgt und flohen, was zur Gründung neuer Gemeinschaften in Europa, Afrika und Amerika führte. Besonders die Missionsarbeit der Moravian Church hat sie zu einer weltweit vernetzten Kirche gemacht. Heute setzt sie sich mit einem starken Fokus auf Bildung, soziale Gerechtigkeit und ökumenische Zusammenarbeit für eine lebendige christliche Gemeinschaft ein.