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Gemeindemitglieder lassen den Profi-Musiker nur ungern ziehen

Evangelische Friedensgemeinde verabschiedet langjährigen Organisten Rochus Paul

Als Dankeschön erhält Rochus Paul das Eppertshäuser Kirchtürmchen ganz und gar in Schokolade gegossen.

EPPERTSHAUSEN Wenn Rochus Paul in der Evangelischen Friedensgemeinde die Orgel spielte, dann war regelmäßig Applaus zu hören gewesen am Ende des Gottesdienstes. Manchmal war es ein sehr langer Applaus. Manchmal sogar begleitet von Rufen wie „Den kamma was hoase!“ oder einfach nur „Klasse!“.

Nun hat die Gemeinde ihren langjährigen Organisten dennoch ziehen lassen müssen. In einem Fest-Gottesdienst war er bereits zur Osterzeit offiziell feierlich verabschiedet worden. Der Kirchenvorstand überreichte ihm als Dankeschön symbolisch das Eppertshäuser Kirchtürmchen – so groß wie ein Backblech und ganz und gar in Schokolade gegossen. Auf diese Weise sollte der Abschied zumindest ein wenig versüßt werden.

Lange und enge Verbindung

Eigentlich wollten ihn die Eppertshäuser gar nicht ziehen lassen. Denn mit Rochus Paul ist die Evangelische Friedensgemeinde lang und eng verbunden gewesen. So manche in der Gemeinde kennen ihn noch als Chorleiter des evangelischen Kirchenchors Eppertshausen/Ober-Roden, der sich 2014 – im 41. Jahr seines Bestehens – aufgelöst hat. Ein Grund war damals das fortgeschrittene Alter der Sänger(innen). Ein anderer Grund aber war damals auch der Abschied von Dirigent Rochus Paul, der sich künftig verstärkt andernorts als Chorleiter und Probenbegleiter betätigte. Die Worte, mit denen Pfarrer Johannes Opfermann bei der Auflösung des Chores vor acht Jahren den Gottesdienst eröffnete, passten nun auch bei Pauls Verabschiedung als Organist: Traurig dürfe man über den Verlust und den Abschied sein, freudig und dankbar aber auch über die Musik, die man über so viele Jahre geschenkt bekam.

Gleichwohl überwiegt in Eppertshausen das Verständnis, dass sich für Rochus Paul der Weg von seinem Wohnort Frankfurt nach Eppertshausen rechnerisch schon lange nicht mehr gelohnt hat. Und seit Paul aus gesundheitlichen Gründen statt mit dem Auto mit der Bahn anreisen muss, war es auch zeitlich ein deutlich höherer Aufwand für ihn geworden, am Sonntagmorgen bei den Eppertshäusern im Gottesdienst die Orgel zu spielen.

Stolz auf Profi-Musiker in eigenen Reihen

Stolz kann die Friedensgemeinde aber darauf sein, über viele Jahre einen solchen Profi-Musiker an ihrer Seite gehabt zu haben: Musikalisch ausgebildet ist Rochus Paul in Klavier, Saxophon, Orgel, Gesang und Schlagzeug sowie in klassischer und Jazz-Improvisation. Am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz machte er weitreichende Erfahrungen in BigBand, Chor und Orchester und war schnell gefragter Duo-Partner für Kunstlied und instrumentale Kammermusik; direkt nach seinem Abitur übernahm ihn das Landesmusikgymnasium als Lehrer für kammermusikalisches Spiel, nur kurze Zeit später übernahm er zusätzlich an der Musikhochschule Frankfurt das Amt eines Repetitors. Rochus Paul studierte Orchesterdirigieren in Frankfurt. Seitdem profiliert er sich freischaffend als Dirigent, Komponist/Arrangeur, Tastenspieler und Sänger. Daneben unterrichtete er einige Jahre in der Berufsausbildung für Musicaldarsteller. Auch ließ er sich an der Bundesakademie Trossingen zum Chorleiter weiterbilden. Als Dirigent arbeitete er etwa mit der polnischen Kammerphilharmonie, der Philharmonie Südwestfalen und dem Main-Kammerorchester; Engagements führten ihn in die Alte Oper Frankfurt, das Konzerthaus Detmold, das Orpheum Graz oder den HR-Sendesaal, Konzertreisen unter anderem nach Finnland, Frankreich und Italien; Rundfunkaufnahmen wurden im HR, im BR sowie im SWR ausgestrahlt. Seit 2022 baut er unter dem Label „aberSOWASvon!“ einen Selbstverlag auf als Komponist und Arrangeur. 2020/21 hat sich für ihn außerdem die Studioarbeit als neues Standbein etabliert.

Die Evangelische Friedensgemeinde wünscht ihm weiter alles Gute, viel Erfolg und Gottes Segen.


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