Ökumenischer Arbeitskreis und Gemeinde Eppertshausen halten Erinnerung wach an Opfer des Nationalsozialismus
Eindrückliche Andacht zum Holocaust-Gedenktag
Am Gedenktag, 27. Januar, wird auch in Eppertshausen jedes Jahr erinnert an die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz 1945 und an die Opfer der Nationalsozialisten. Unter diesen waren Millionen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Gegner des NS-Regimes.
Gegenüber dem Standort der ehemaligen Synagoge, am Gedenkstein, wurde Eppertshäuser Juden gedacht, die unter den NS-Verbrechen leiden mussten – nur wenige konnten rechtzeitig fliehen, viele wurden ermordet. Pfarrer Johannes Opfermann von der Evangelischen Friedensgemeinde verlas dabei auch die Namen der jüdischen Mitbürger und deren Schicksal, so weit dies bekannt war. Zu den etwas über 30 Teilnehmern gehörte auch Bürgermeister Carsten Helfmann, der die Veranstaltung moderierte. „Und aus dem Trauern gib uns Kraft. Damit solches Morden nie wieder passiert“, lautete der Schluss eines gemeinsamen Gebets. Ein Klarinetten-Duo umrahmte die Veranstaltung unter anderem mit dem israelischen Friedenslied Hevenu Shalom Alechem (Wir wollen Frieden für alle).
„Widerstand gab es kaum“
Der katholische Pfarrer Bernhard Martin Schüpke verdeutlichte, dass auch so lange Jahre nach dem Völkermord viele Fragen offenbleiben – auch die, wo Gott geblieben sei in dieser dunklen Zeit. Der ehemalige katholische Pfarrer Harald Christian Röper, der auch persönliches Leid seiner Familie mit der NS-Zeit verband, entzündete eine Kerze als Zeichen der Erinnerung und Mahnung vor dem Gedenkstein. Claudia Schöning vom ökumenischen Arbeitskreis machte deutlich, dass auch heute noch längst nicht alle Wunden geheilt seien aus dieser Zeit.
„Nachbarn wurden zu Mittätern“
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Ewald Gillner, gab einen historischen Einblick: Er rief die Wannseekonferenz vor 80 Jahren in Erinnerung, wo die Umsetzung der Vernichtung und Ausrottung der Juden beschlossen worden war. Und er ging ein auf die Deportationen von Sinti und Roma aus Südhessen und Rheinland-Pfalz, die zwei Monate später begannen und über den Güterbahnhof Darmstadt in die Konzentrationslager führten. „Nachbarn waren sie alle und Nachbarn wurden zu Zuschauern oder Mittätern“, sagte er, „Widerstand gab es kaum.“
Die ehemalige Synagoge in Eppertshausen war 1790 bis 1792 erbaut worden. Sie wurde im Novemberpogrom 1938 geschändet und verwüstet und 1939 abgebrochen. In der Straße (Schulstraße / Durchgang zur Hauptstraße), in der die Synagoge stand, erinnert heute eine Gedenktafel an die jüdischen Mitbürger und die Synagoge, die dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer fielen.