Seit 25 Jahren ist Johannes Opfermann Pfarrer - seit 22 Jahren in Eppertshausen
Der Vielseitige
Johannes Opfermann ist einer der Menschen, die viele Talente haben und verschiedene Berufe hätten ergreifen können. Musik hätte er sich vorstellen können. Ein Geschichtsstudium. Oder Pfarrer. Es war eine Bauchentscheidung. „Da war dieses Gefühl: Du musst Pfarrer werden“, erzählt der 59-Jährige. Studiert hat er in Bethel, Tübingen und Heidelberg. „Ein interessantes Studium, das mir richtig Freude gemacht hat.“ Doch nach dem Vikariat, also der praktischen Ausbildung für den Pfarrberuf in Nauheim, musste er sich erst einmal arbeitslos melden. Anfang der neunziger Jahre strebten mehr Menschen in den Pfarrberuf als es Stellen gab – eine heute kaum mehr vorstellbare Situation. Johannes Opfermann unterrichtete zwei Jahre lang an einer Berufs-, Gesamt- und an einer Polizeischule. „Bis heute ist mir das Unterrichten sehr wichtig.“
Leidenschaftlicher Musiker
Dabei stammt Johannes Opfermann aus keinem religiös geprägten Elternhaus. Der Vater war Ingenieur und argumentierte bei Lebensfragen naturwissenschaftlich und philosophisch. Im Konfirmandenunterricht in Zwingenberg erlebte Johannes Opfermann einen „Ur-Moment“. „Mein Heimatpfarrer hat mir eine neue Welt aufgeschlossen“, sagt er rückblickend. Denn Erhard Ritzkowski brachte Gott ins Spiel – und damit eine neue Dimension auf Fragen wie: Wo kommt alles her? Wo geht alles hin? Was passiert nach dem Tod?
Johannes Opfermann wurde Teil des Kindergottesdienst-Teams. Jeden Donnerstagabend wurde über die Bibel und biblische Geschichten diskutiert. Ein Highlight der Woche. Er nahm Orgelunterricht und engagierte sich im Posaunenchor. Der Vater seines besten Freundes, bei dem er oft zu Hause war, war Schulpfarrer. „So war ich mit einem Mal kirchlich gut eingerahmt“, sagt Johannes Opfermann.
Die Musik in allen Formen ist ihm bis heute wichtig. Er hat mit Klavier angefangen, spielte dann Orgel und Posaune und nahm Gesangsunterricht. In der Schulzeit sang er in vier Chören. Bis heute gehört er dem Kammerchor Cantemus Bensheim an. „Ich bin ein ausgesprochener Jazz-Fan.“ Er liest gerne – Naturwissenschaftliches, Krimis und Romane. Seit einem Jahr gehört zur Familie außerdem die Golden Retriever-Hündin Lotta.
Arbeiten an den Rändern
Eppertshausen ist katholisch geprägt, die evangelische Kirchengemeinde feierte 2017 ihr 50-jähriges Bestehen. Seit 1. Juli 2000 ist Johannes Opfermann Pfarrer in Eppertshausen. „Mittlerweile gibt es keinen Ort, an dem ich länger gelebt hätte“, sagt er schmunzelnd. Fixiert auf die eigene Kirchengemeinde war er nie. „Ich habe immer gerne an den Rändern geguckt und gearbeitet“, sagt er. Eine zutiefst christliche Einstellung, wandte sich doch auch Jesus nicht dem Mainstream, sondern eben den Rändern zu. „Es ist so, dass ich sehr gerne mit anderen Menschen zusammenarbeite und über die Gemeinde hinausschaue“, sagt der Eppertshäuser Pfarrer. So kooperieren die evangelischen Kirchengemeinden Münster, Altheim, Harpertshausen und Eppertshausen schon seit längerem mit Gemeindepädagogin Stephanie Dreieicher in der Konfirmandenarbeit. Ein gemeinsames Gemeindebüro der vier Kirchengemeinden in Münster ist im Aufbau.
Johannes Opfermann engagiert sich im ökumenischen Arbeitskreis und im Arbeitskreis zum jährlichen Holocaust-Gedenken. Er war Dekanatsjugendpfarrer, stellvertretender Dekan und Lehrpfarrer. „Mir war immer der seelsorgerliche Aspekt wichtiger – auch im Gottesdienst – als theologische Richtigkeiten, mir war immer wichtig, dass Leute fröhlicher und getrösteter aus dem Gespräch oder dem Gottesdienst gehen als sie hinein gekommen sind“, sagt Johannes Opfermann.
Mit Gott verbunden
Er liebt es, Gottesdienste zu feiern. So war es für ihn selbstverständlich sein 25. Ordinationsjubiläum in einem Gottesdienst zu feiern. Joachim Meyer, Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald, würdigte ihn dort als einen „Kraftsucher, Kraftspender, Spurenleser, als einen Ermutiger, Begleiter, Erinnerer, Hoffnungswecker, Inspirator und Ideengeber und nicht zuletzt als einen Brückenbauer, der Menschen und Gemeinden zusammengebracht hat und zusammenbringt“.
„Glauben heißt für mich vertrauen, dass ich in Gott geborgen bin“, sagt Johannes Opfermann. Sich mit anderen und mit Gott verbunden zu fühlen – sei es im Gottesdienst, in der Kirchenvorstandssitzung, bei einem Lied – das mache das Leben aus.