150 Menschen bei ökumenischem Friedensgebet / Kommune will Notunterkunft bereitstellen / „Mach‘ uns zum Werkzeug des Friedens“ / Bestürzung und Trauer über Putins Angriffskrieg
Auch Eppertshausen steht fest zur Ukraine
Eingeladen hatten die Evangelische Friedensgemeinde Eppertshausen, die Gemeinde St. Sebastian sowie die Kommune in die katholische Kirche. Deutlich wurde: Eppertshausen steht fest zur Ukraine. Und Eppertshausen will helfen. Wie, darüber beriet Bürgermeister Carsten Helfmann mit anwesenden Gemeinderatsmitgliedern gleich nach der Friedenswache. Bald darauf war auf Helfmanns Bürgermeister Facebook-Seite zu lesen: Die Gemeinde will Flüchtlingen über den Landkreis Notunterkünfte in einem Objekt in der Hauptstraße anbieten und dies in der nächsten Gemeinderatssitzung beschließen. Bei Bedarf wird es auch noch einen Aufruf für Kleider- oder Sachspenden geben.
„Jetzt Flagge zeigen!“
„Jetzt ist es an der Zeit Flagge zu zeigen!“, lauteten etliche Kommentare schon beim Aufruf zum Friedensgebet in den sozialen Medien – und die Veranstalter nahmen dies wörtlich: Als sichtbares Zeichen für den Frieden wurden große Ausdrucke in Blau-Gelb verteilt, den Nationalfarben der Ukraine, samt Aufschrift „Solidarität mit der Ukraine“. Einer davon schmückte auch den Altar. Helfmann wies darauf hin, wie nah der Krieg sei: „Nur rund 1000 Kilometer Luftlinie sind es bis zur Ukraine.“ Die Nähe des Krieges griff auch der evangelische Pfarrer Johannes Opfermann auf in seinem Gebet „Gott es ist Krieg. Mitten in Europa“, das am Eingang auslag.
Berichte Betroffener
Bei der Mahnwache kamen zwei Menschen aus Eppertshausen und Münster zu Wort, die einen besonders engen persönlichen Bezug zur Ukraine haben. Die gebürtige Ukrainerin Terezija aus Eppertshausen (die nur mit dem Vornamen vorgestellt wurde), schilderte in wenigen Sätzen eindrücklich die Ängste der Menschen in der Ukraine. Sie hatte gerade Familienangehörige dort besucht und ihr Heimatland erst wenige Stunden vor Kriegsbeginn verlassen. Christoph Bauch aus Münster, der selbst schon Hilfsgüter in die Ukraine transportiert, dokumentierte schon mit seiner Kleiderwahl – blaues Hemd und gelbe Krawatte – seine Solidarität mit dem Land. Er las Berichte vor, die ihm Freunde kurz vor Ausbruch des Krieges geschickt hatten und schilderte dramatische Szenen: Chaos, getrennten Familien und lange Schlangen an der Grenz-Abfertigung bei der Flucht aus dem Land. Während er las, musste er einen Augenblick lang selbst mit den Tränen kämpfen.
„Schatten des Wahnsinns“
Die Gemeindereferentin von St. Sebastian, Claudia Schöning, sprach vom „Schatten des Wahnsinns“, der sich in diesen Berichten zeige. Sie befürchtete: „Auswirkungen dieses Krieges werden auch hier bei uns zu spüren sein“. Und diese Auswirkungen gelte es auszuhalten. „Dabei müssen wir auch nach links und rechts schauen, auf unsere Nachbarn, und denen helfen, die es nicht so gut aushalten können.“ In den Blick nahm Schöning auch ältere Menschen hierzulande, die schon selbst Krieg miterleben mussten, und bei denen nun möglicherweise alte Ängste hochkommen. Im Friedensgebet „Herr mach mich zum Werkzeug deines Friedens“, brachten alle gemeinsam ihr Entsetzen und ihre Trauer vor Gott und beteten für die von der Kriegsgewalt betroffenen Menschen und für mutige Schritte zum Frieden.
Gebet zum Mitnehmen
Pfarrer Johannes Opfermann bezog sich in seinem Gebet auf das Bild aus Jesaja (9, 1+4) vom Volk, das in der Finsternis lebt und ein großes Licht sieht. Er verlas auch das Friedenslied „Gib Frieden, Herr, gib Frieden, die Welt nimmt schlimmen Lauf“ (EG 430). Die Texte hierzu liegen auch die nächsten Tage noch vor dem Eingang der evangelischen Kirche am Friedensplatz aus und können ebenso unter friedensgemeinde-eppertshausen.ekhn.de abgerufen werden.
Glocken läuten täglich
Auch die Glocken in der evangelischen Kirche und in der katholischen Kirche werden weiterhin in den nächsten Tagen täglich läuten als Einladung zum Gebet für den Frieden für die Ukraine. Die katholische Kirche St. Sebastian steht zudem die Woche über täglich offen, wie Schöning mitteilte.